Quelle: Felix Groß
Es scheint als ob mächtige Rohre eine Flüssigkeit in den Monitor pumpen. Schwache Farben, lieblos gestaltet könnte man meinen. Auf dem Bildschirm stehen Nummern und Buchstaben. Festgelegt wird, wann wer an der Reihe ist und wer außen vor bleibt. Im Hintergrund sind hierarchisch anmutende Dreiecke zu sehen. Weiß – die Farbe der Unschuld? Wer befördert was in die Bevölkerung? Wohin führen die Rohre, wenn man sie zu ihrem Ursprung zurückverfolgt? Kling. Ich bin dran. Kling.
Ich muss noch einmal kommen. Um zu beweisen, dass man ist – um zu beweisen, wer man ist, muss man seine Geburtsurkunde mitbringen, ein biometrischen Bild wird verlangt und wichtig: 30 Euro. Wozu so viel Geld – für eine hässliche Plastikkarte? Damit ich Bürge werde, ehm Bürger? Für wen oder was bürge ich als juristische Person?
Der Bürgerbegriff hat seine historischen Wurzeln im antiken Griechenland. Nach Aristoteles’ berühmter Definition (Politik III, 1275a22ff.) ist der Bürger (griechisch πολίτης – polites = ‚der zur Stadt (πόλις – Polis) Gehörende‘) durch seine „Teilhabe am Richten (κρίσις – krisis) und an der Herrschaft (ἀρχή – arche)“ bestimmt.
In der athenischen Demokratie des fünften vorchristlichen Jahrhunderts, an der dieser Begriff entwickelt wurde (und, strenggenommen, galt er nur für diese resp. für die gleich oder ähnlich verfassten, demokratischen Poleis des antiken Griechenland) bedeutete dies: Bürger (im vollen Sinne des Wortes) war derjenige, der an den zahlreichen Gerichtshöfen als Richter fungieren und an den mindestens viermal pro Monat stattfindenden Volksversammlungen, in denen über alle wichtigen Fragen der Polis entschieden wurde, teilnehmen konnte. Dieser Begriff war das Ergebnis eines langen und komplexen Prozesses, während dessen sich das Verständnis der Zugehörigkeit zum Gemeinwesen grundlegend veränderte; er spielte sich gleichzeitig mit der Entstehung der Polis und der Demokratie ab (also ungefähr von der Mitte des 8. bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr.) und war ein wesentlicher Teil dieses Vorgangs.
Von πολίτης – polites abgeleitet ist unser heutiges Wort Politik (πολιτικά– politiká: das, was den Bürger und die Stadt betrifft‘).
(Wikipedia)
Wie viel Wirtschaft ist in der Gesellschaft? Wie viel gehört dort hinein?
W = f (G) oder G = f
Unabhängig – Wirtschaft = Abhängig – Gesellschaft
Oder gehört sich das getauscht? Wer tauscht hier mit wem und: Ist ein solcher Tausch der Werte im Sinne einer Gesellschaft? Gibt es ein Um-Tausch-Recht?
Wie viel Politik macht die Gesellschaft, wie viel wird gemacht? Ent-grenzte Politik + Wirtschaft > Gesellschaft? Was ist Demokratie? Wie viel Wert hat der Mensch?
Bist du Konsumbürge(r) oder Bürger?
HA! Beides natürlich, denn ich gehe wählen! Achso.
Schließt sich Konsum und ein echtes Bürgerdasein aus?
Im Grunde nicht. Aber man muss als Bürger schon die Möglichkeiten besitzen auf „Teilhabe am Richten (κρίσις – krisis) und an der Herrschaft (ἀρχή – arche)“ einwirken zu können. Echt performativ eben. Man könne seine Stimme ja abgeben, indem man darauf achtet was im Einkaufskorb landet. Ist das so? Man gibt damit ein „Signal“ an die Produktion. Ist das so? Anscheinend wird vernommen was der Konsument dort erwirbt und danach wird auch die Ausrichtung der Güterproduktion bestimmt. Die Leute von Heute kaufen mehr Fairtrade & Bio ? Na dann ändern wir das Sortiment. Damit ist allen geholfen. Ist das so?
Verkaufe eine Ware und verkaufe sie teurer weiter. Die Warenzirkulation ist der Ausgangspunkt des Kapitals. Sie ist ein Prozess, kein einfaches Verhältnis. (Marx)
Ich als Konsumbürge(r) sichere den Prozess (Warenzirkulation) der Konsumtion & Produktion, kurz des Warenaustausches. Meine Arbeitskraft, die ja selbst eine Ware auf dem (Arbeits)-Markt darstellt, gebe ich ebenso zum besten (Warenfiktion?). Angenommen, meine Arbeitskraft ist eine Ware, was ja erst einmal pervers klingt, müsste ich dann nicht jeden Tag erneut feststellen lassen, wo genau mein „Preis“ gerade liegt? Der Joghurt bemisst sich auch aus der dafür benötigten Milch – warum also nicht meine Arbeitskraft-Ware, die sich aus dem was ich esse, meiner Motivation, kurz meinem Körper-und Geisteszustand zusammensetzt? Bekommt man einen Lohnzuwachs gemessen an der stetigen Verteuerung seiner Lebensverhältnisse und der Stresskurve seiner Arbeit?
Humankapital.
Ich könnte jeden Tag streiken, wenn ich bereits angestellt bin und meine „Preis“ in die Höhe drücken. Kaufen sie heute meine Ware, schön gut geschüttelt und nicht gerührt – meine Arbeit, tada! Verdienen was der Markt hergibt.
Verdienen was der Arbeit“geber“ her-gibt?
Der Arbeitgeber ist aber nicht der Markt, komisch. Ist er nicht ein Arbeit“nehmer“? Er nimmt ja nötige(nde)r Weise meine Arbeit entgegen. Dafür gibt es dann ein wenig Schotter, zum Ausgleich versteht sich. Ist dieser „Ausgleich“, die „Vergütung“, „Bezahlung“ denn gerechtfertigt? Entspricht sie wirklich dem geleisteten Umfang? Naja, dieser Vorgesetzte, „Chef“, muss ja einen gewissen Teil für sich behalten, eben seinen „Lohn“ und dann von allem was umgesetzt wurde noch den MEHRWERT abziehen. Ja, also das was wirklich bei dem ganzen Unterfangen des Projektes raus gekommen ist. Was mehr an Wert geschaffen worden ist. Durch den Verkauf des erarbeiteten Produktes ist für den Arbeit“geber“ ein Gewinn entstanden. Dieser Gewinn gehört rechtlich gesehen, ihm allein. Es ist sein Besitz. Genau wie ihm meine Arbeitskraft gehört, denn er hat sie für einen Betrag X gekauft. Das steht sogar im Vertrag, von mir unterschrieben. Damit macht er jetzt was er will. Der Mehrwert geht den Arbeit“nehmer“ nichts an, denn er hat seine Arbeit hin-gegeben und keinen Vertrag geschlossen in dem er etwa Anteil am Geschaffenen/Produzierten haben will. Immerhin, er kann ja Aktien an der Unternehmung kaufen. Seine Arbeit hingegeben? Also „gibt“ eigentlich der Arbeit“nehmer“ ? Ja was denn nun? Wer nimmt und wer gibt?
Was legitimiert einen Kapitalisten zu entscheiden, was mit dem Mehrwert geschieht?
Nichts.
Was legalisiert den Kapitalisten zu entscheiden, was mit dem Mehrwert geschieht?
Das Gesetz.
Wer hat’s gemacht?
Nicht die Schweizer. Oder? 😀
An dieser Stelle wird deutlich, dass man durchaus denken könnte, dass die Gewinne eines Kapitalisten nicht nur genügend versteuert werden sollten, sondern, dass es angebracht sein könnte, jenen Mehrwert als gemeinsames Eigentum anzusehen. Eigentum vieler. Es ist nicht nur der der empfängt, sondern auch der der gibt, welche einen Handel betreiben. Daran beteiligt sind allerdings auch jene, die jenem, der gibt geholfen haben, dass er überhaupt geben kann bzw. dazu in der Lage ist. Letztendlich hat die ganze Gemeinschaft daran Anteil und sollte demzufolge vom er(wir)tschafteten Mehr-(Wer)t profitieren. Tut sie dies in angemessener Weise?
Wer gibt den Maßstab vor? Wer gibt vor wie gemessen wird?
Der Markt? Der der den Markt reguliert? Darf er reguliert werden? Wer hat den Markt erfunden?
Ein Geldstrom scheint der Blutfluss des Marktkörpers zu sein. Materialistisch gesehen ein Warenfluss. „Fließen“ muss es, sonst stagniert die Wirtschaft. „Wachsen“ müsse sie, sonst geht es uns allen schlecht. WEM geht es dann tatsächlich „schlecht“?
Dem Kapital.
Wer ist das Kapital?
Kann man das essen?
Guten Appetit.
Hat die Wirtschaft die Gesellschaft abgehängt?
Hinterhercheln scheint der Status zu sein. Hechelnd leistet sich’s besser und sieht sich’s schlechter. Ob gewollt oder nicht. Maschinen hecheln sparsamer, schneller und sparsamer. Was passiert, wenn die gesellige Arbeiterschaft durch Maschinenwerk ersetzt wird, ja sich die Menschheit selbst ersetzt? Wozu ist sie dann noch gut (genug) ? Zum konsumieren?
Oder bringt dies einen Wandel herbei, der den Menschen von seiner Arbeiter – Rolle in diesem Sinne befreit und ihm die Menschwerdung ermöglicht? Welches Potenzial birgt die neue Welt und wer profitiert? Ist diese neue Welt unter dem Kapitalismus und jetzigen Macht&Eigentumsverhältnissen überhaupt erstrebenswert?
Was kommt auf die Gesellschaft zu? Oder wird der Gesellschaft zugekommen?
Alles wumpe oder was?
Eine Struktur dahinter, festgesetzt, festgefahren und etabliert, genießt sie Narrenfreiheit deluxe. Untermauert von politischer linken und theoretischer rechten Faust, drischt sie unentwegt auf die Trommeln, auf das man nicht wahrnehme ihre Gebärden. Ein Schein zu sein scheint, scheint recht helle – beleuchten tät Not, geblendet man wird. Dimmt man das Licht auf Augenhöhe, verspricht die Sicht eine Böe voll vom Hauch der Realität.
Gewahr ist wahr wenn die Wahrheit stimmt.
Herren von Grund und Boden und Herren von Kapital werden ihre politischen Privilegien stets gebrauchen zur Verteidigung und Verewigung ihrer Ökonmischen Monopole. (Marx)
Eine Ware wird in dem Moment zu etwas Übersinnlichem, sobald es zur Ware erklärt wird. (Marx)
Die Ware, die mehr „Wert“ schafft, als sie selbst „wert“ ist, ist die menschliche Arbeitskraft. (Marx)
Konkurrenz zwingt zu kapitalistischer Produktionsweise. (Marx)
Aus den frühzeitlichen Manufakturen wird ein mechanisches Ungeheuer, dessen Leib ganze Fabrikgebäude füllt und dessen dämonische Kraft, erst versteckt durch die fast feierlich gemessene Bewegung seiner Riesenglieder, im fieberhaft tollen Wirbeltanz seiner zahllosen eigentlichen Arbeitsorgane ausbricht. So Unterwirft die Warenwelt sich das gesamte Leben, so die Fabrik sich den Arbeiter. Es ist die Maschine, die >tote Arbeit<, welche die lebendige Arbeitskraft beherrscht und aussaugt. (Marx)
Wenn Ideen die Massen ergreifen und zu materiellen Gewalt werden, so nennen wir das > Revolution < (Marx)