Falschfahrer

Ich fahre mit dem Fahrrad auf der unüblicheren Seite, nämlich „links“. Das hat den Grund, das auf der anderen „richtigen“ Seite nur ein schmaler Schlammstreifen den nicht vorhandenen Fußweg ausmacht. Darüber hinaus ist die Straße so stark und vor allem eng gebaut, dass jegliches auf der Straße fahren mit dem Fahrrad einem Selbstmord gleich käme. Die Idee, den „falschen“ Fahrradstreifen zu benutzen scheint also erst ein mal eine plausible Idee. Auf der geraden schnippt weit vorn nun eine Fahrad um die Kurve, das von seinem Fahrer in die entgegengesetzte Richtung getrieben wird, wie mein Vehikel. Es kommt auf mich zu. Merklich wird das Tempo erhöht, als ich – der Falschfahrer, erkannt werde. Ich begebe mich merklich auf den rechten Außenbereich des recht großzügigen Fahrradstreifens. Um Kollission oder andere Unannehmlichkeiten zu vermeiden, wäre es nötig, dass der „Richtig-Fahrer“ zumindest ein wenig von seiner Linie, ebenfalls nach rechts „rutscht“. Dem war nicht so. Es wurden gar beide Ellenbogen ausgefahren und Stur geradeaus gefahren. Auf geringem Abstand bildete sich ein entsetztes Schauen auf dem Gesicht des „Richtig-Fahrers“, mit den begleiteten Worten in Hörnähe: „Du fährst falsch!“ Ellenbogen-Gesellschaft lässt grüßen.

Am liebsten hätte ich gesagt; Ach und du guckst nicht richtig hin!

Rausgerutscht ist mir: Ach komm, werd Erwachsen!

Ich weiß, dass ist nicht sonderlich kreativ 😀 So viel zur Schlagfertigkeit.

Im Nachhinein dachte ich mir, da sein Aussehen auch sehr gut dazu passte, was für Regel-Geile Menschen die Deutschen doch sind.

Als ob mich mein Karma direkt verfolgt hätte, stieß ich in der Nähe des Hauptbahnhofes erneut fast mit jemandem zusammen. An diesem Punkt, ein Dankeschön, dass es nicht passieren musste. Ich befand mich auf einer Straße mit Schienen. Eine Frau, vielleicht um die 50 fuhr vom Boulevard aus rasant auf die Kreuzung, auf der sich die Straße und Schienen kreuzten, zu. Ich wurde merklich langsamer, weil ich den Aufprall kommen sah, hätte ich nicht so stark gebremst. Es war dann aber doch ziemlich knapp. Besagte Frau stürmte in gleichem Tempo an mir vorbei, mit den Worten ab Hörnähe: Na, Na, Na, nee nee nee, so nich! Ich musste fast schmunzeln, wären die Folgen einer Kollission, bei diesem Tempo, an diesem Platz nicht so unlustig gewesen. Schnurstracks fuhr sie weiter.

Am liebsten hätte ich entgegnet; Ja, Ja, Ja, doch doch doch, genau so!

Rausgerutscht ist mir: Ja Ja Mutti, beruhig´dich !

Wiederum, nicht die beste Antwort 😀

Nun, im Nachhinein sind mir tatsächlich Gedanken gekommen wie: „Sie hätte nicht ein mal auf dem Fahrrad sitzen dürfen.. dort, von wo sie kam ist Fahrverbot für Auto und Rad. Ich hätte Recht bekommen!“ In mir steckt also auch dieser Regel-Deutsche. Im vorherigen Beispiel hätte ich wohl kein „Recht“ bekommen, da ich mich auf der „falschen“ Seite befand.

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat Recht in diesem Land?

Kennt man sich, verlaufen Zusammenstöße, welcher Art auch immer in der Regel auf eine Einigung oder einen Kompromiss hinaus. Sind in der Situation kluge Menschen vorzufinden, gibt einer vielleicht sogar nach, im Sinne einer raschen Lösung.

Kennt man sich nicht, ist man sich „fremd“, regelt in letzter Instanz das Gericht, wer Recht bekommt und wer nicht.

Bezieht man diesen Umstand auf das große Ganze, haben Regeln im ersten Fall eine sehr einschränkende Handlung für Regel-verkopfte Menschen zur Folge. Regeln sind gemacht. Meist vom Staat oder der sozialen Umgebung. Mitunter sind es auch nur unhinterfragte Gewohnheiten. Bleibt manchem Menschen keine Bleibe, weil ihre Strecke, die sie vorhatten zu befahren, von Bombenteppichen zerstört wurde, müssen sie auf Alternativ-Strecken ausweichen. Sind auf der Alternativstrecke mental geprägte Regel-Idioten zu finden, die sich nicht auf spontane neue Situationen mit dem nötigen Feingefühl einstellen können, haben die Flüchtlinge/Alternativlinge schlechte Karten. Die sozialen Vorstellungen/Regeln im Kopf der Leute können alle möglichen hinderlichen Formen annehmen um ein wirkliches Miteinander zu blockieren.

Im zweiten Fall, ist es denkbar gut, dass es aus meiner Sicht, Institutionen gibt, die neutral entscheiden würden, wer hier wem die Vorfahrt nimmt. Denn man hat sich auf eine Regelung des Straßenverkehr geeinigt, als man daran teilnahm. Direkt als man das Fahrrad bestieg und deutschen Boden befahren hat, hat man dies akzeptiert. Wie weit geht diese Neutralität? Wie sehr sind Gerichte im Recht?

Denkt man an sogenannte Schiedsgerichte, die mit Unternehmen und Staaten verhandeln, welches Unternehmen wie ausgezahlt wird, weil es Investitionen vor hatte, die jetzt nichts mehr einbringen werden, weil ein Land beschlossen hat, seine Gesetze zu ungunsten der Investitionen zu verabscheiden,… fällt eine gewisse Gleichmache von Großkonzernen und Staaten auf. Ist das richtig? Spielt das Geld dahingehend tatsächlich eine so große Rolle? Eine Wirtschaft, die den Staat verklagt. Wie neutral ist das?

Als man geboren wurde, hat man ungefragt die Gesetze und Regeln dieses Staates übernommen. Genauso hat man die Schulden übernommen, auf denen die Generation sitzt, die einen in diese Welt gebracht hat, zusammen mit den Schulden die von vorhergehenden Schulden angehäuft wurden. Ist das rechtens?

Neutralität – Schuld

Ein Geldsystem, das ein Schuld-Geld-System darstellt und als solches funktioniert – hat so etwas jemals die Chance, seine Bürgen, schuldenfrei zu machen?

Ist es gewollt, dass es das tut ?

Was passiert tatsächlich ?

Was ist Umverteilung konkret?

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