Zeit ist Geld.
Ist dem so? Die sogenannte Volksweisheit hält sich wacker im Sprachgebrauch. Aber was ist dran, an der Zeit und dem Geld? Hat das überhaupt miteinander zu tun?
Jeder von uns weiß in aller Konsequenz, dass Zeit sehr knapp ist. Und da beginnt das Dilemma. Jeder von uns muss arbeiten um überleben zu können. Genauer, um Geld zu verdienen. D.h. für die meisten von uns mind. 40 Std in der Woche irgend einer Lohn-Arbeit nachzugehen. Die Uhr, dieses tickende mahnende Gerät, wurde so festgelegt, dass der Tag 24 Stunden zählt. 24 minus 8 machen 16. Davon sollten 8 Stunden gesunder Schlaf abgerechnet werden, macht 8. Mit gelegentlichen Überstunden, dem Weg zur Arbeit und zurück, der „Investition“ von Zeit für seine Kinder oder andere Pflichten, bleiben einem solch beschäftigten Menschen … Zeit für … sich ?
Wer von seinem Tag nicht zwei Drittel für sich selbst hat, ist ein Sklave. (Nietzsche)
Lohnarbeit ist die Fortsetzung der Sklaverei mit anderen Mitteln. (Gerald Dunkl)
Schon Studenten werden durch einen riesigen Lernkatalog darauf vorbereitet, sich ihre Zeit opportun einzurichten und lernen dadurch: Nichts. Sie fressen und kotzen, aber wirklich Studieren kann man so etwas beim besten Willen nicht nennen. Eine Ideale Fabrik für Alles-Fressende-Mind-Müll Konsumenten, könnte man meinen.
Ist Zeit wirklich so schlimm?
Zeit ist vor allem ein mal relativ.
Also relativ zur Zeit verdient man mit „einfacher“ Arbeit weniger als mit Reichtum an sich. Das sollte einer Gesellschaft schwer zu denken geben. Geld für sich arbeiten lassen? Ein Unding? Also quasi Zeit für sich arbeiten lassen. Arbeitet Zeit? Wer arbeitet tatsächlich? Wenn Zeit nicht arbeitet und Geld nicht arbeitet… Lässt man dann Menschen für sich arbeiten? Willkommen im feuchten Traum des Kapitalismus? Was ist das anderes als eine subtilere Form von Sklaverei? So wie früher Sklaven zum bewirtschaften der Felder dienten,…so dienen jetzt „Bürger“ dem „Staate“, indem sie brav ihrer wirtschaftlichen Pflicht nachkommen und auch zu absurdesten Löhnen schufften. Überschuss wird abgeschöpft von Jenen, die sich die Arbeit nehmen – „Arbeitgeber“. Wem gehört meine Zeit? Mag sein, dass sich für viele die Umstände unter denen sie ausgebeutet werden, geändert haben, allerdings:
Niemand ist mehr Sklave, als der sich für frei hält, ohne es zu sein. (Goethe)
Wozu brauchen wir die Zeit? Damals, in den alten Tagen, brauchten wir sie nicht.
Wir richteten uns nach Anfang und Untergang der Sonne. Wir mussten uns niemals beeilen. Wir brauchten nie auf die Uhr zu blicken. Wir mussten nicht zu einer bestimmten Zeit bei der Arbeit sein. Wir taten, was getan werden musste, wenn uns danach war. Aber wir achteten darauf, es zu tun, bevor der Tag zu Ende ging. Wir hatten mehr Zeit, denn der Tag war noch ganz.
Scott Eagle
MOMO [kurze Zusammenfassung]
Michael Ende erzählt mit Momo eine Geschichte vom Verlust der Lebenszeit sowie der verlorenen Fähigkeit des gegenseitigen Zuhörens. Mit diesem Roman hat er bereits vor 40 Jahren eine treffende Beschreibung unserer heutigen gesellschaftlichen Situation geschaffen. Im Hintergrund der Erzählung stehen Endes wenig beachtete Überlegungen zum herrschendes Finanzsystem, die den Schriftsteller über Jahrzehnte hinweg tief beschäftigt haben.
13 Jahre nach Erscheinen des Buches bestätigte Michael Ende in einem Briefwechsel mit dem Ökonomen Werner Onken dessen Vermutung. Michael Ende schrieb:
„Ich freue mich sehr, dass Sie mein Buch so gut verstanden haben. (…) Übrigens sind Sie bis jetzt der erste, der bemerkt hat, dass die Idee des alternden Geldes im Hintergrund meines Buches Momo steht …“
„Hat Dich denn KEINER lieb? „ (heißt es von Momo zum Zeitbänker)
In einer Phantasiewelt, die sehr an das Heute erinnert, ist die Gesellschaft der grauen Herren am Werk. Sie versuchen, alle Menschen dazu zu bringen, Zeit zu sparen. In Wahrheit werden die Menschen um ihre Zeit betrogen; während sie versuchen Zeit für später zu sparen, vergessen sie, im Jetzt zu leben. Denn Zeit kann man nicht sparen wie Geld. Je mehr man versucht, Zeit zu sparen, desto „kürzer“ werden die Tage und Wochen.
( https://40jahremomo.de/40-jahre-momo/ ) Sehenswert!
Wenn die Zeit aber „gespart“ wird, ist sie weg. Sie wurde abgesaugt, vom System und seinen Handlangern. Jene Kraft, die Wünsche erfüllt, gesammelt in einer Bank, einer Zeit-Bank.
Zeit ist Leben und Geld ist eine Illusion vom Wert des Papieres, mit dem man uns unser Leben stehlen kann. (Unbekannt)
Arbeitest du für Geld, allein für Geld, arbeitest du für den Tod, insgeheim deinen.(Unbekannt)
Mit Geld Leben stehlen?
Indem man Geld für einen hohen realen Wert hält, nutzt man seine Zeit dafür, es sich anzueignen. Je mehr desto besser, nach solch einer Gleichung. Dadurch, dass man seine Lebenszeit dafür opfert und diese in „Freizeit“ (Erholung von der Arbeit) und Arbeitszeit („Wert“-Arbeit) aufspaltet, jagt man einem Gespenst hinterher, dass einem Glückseeligkeit verspricht aber nie einlösen wird. Denn man hat seine Zeit damit vergeudet in äußeren Gütern nach so etwas wie wahrem Glück zu suchen. Aber eines hat man doch: Zeit gespart. Mit 70 Jahren kann man sich diese Zeit auszahlen lassen, und dann? Jobben als Rentner, um die Kasse aufzubessern? Was tun mit der Lebenszeit, wenn man nicht mehr am Leben ist? Das ist hier die Frage. Wer „besitzt“ diese Lebenszeit, die man für Arbeit und „Freizeit“ aufgegeben hat? Wo ist sie hin? Was wird damit gemacht? Hat sie je existiert?
Weitere Gedanken.
Zeit ist Geld?
Dann ist Zeit tatsächlich das mit Abstand Wertvollste! Immerhin lässt man für „schnellen“ Reichtum alles stehen und liegen! Viel Zeit ist viel Geld?
Und ist Freizeit etwas anderes als Zeit?
Freizeit steht Arbeitszeit gegenüber.
Also dient Freizeit in erster Linie erst einmal als Regenerationsphase, um danach überhaupt erst wieder arbeitsfähig zu sein.
Wo steht die Lebenszeit ? Ist Lebenszeit Freizeit? Nein. Freizeit ist freie Zeit von etwas, nämlich von der Arbeit, mit der man sich seinen Lebensunterhalt verdient und bestenfalls noch etwas sinnvollem dabei nachgeht. Lebenszeit ist Zeit, die man zum Leben verwenden, zum selbstbestimmten Sein. Wieviel Lebenszeit bleibt ?
Festzuhalten: Wenn Zeit Geld ist und Geld Zeit, sind Studenten unter den Reichsten der Welt, ganz vorn mit dabei 😀 Manche. Die Forbesliste ist ein ***** dagegen.
Moment…Erholungsurlaub? Also Urlaub auch keine echte Lebenszeit?
Lebenszeit erst mit dem Lotto-Gewinn? Dem feuchten Traum so einiger?
Kondensat:
Bank-Inhaber => akkumulieren in ihrer „Freizeit“ Geld = Geldzeit = (-)Lebenszeit
Was passiert mit Jenen, die Geld dadurch verdienen, dass sie nicht arbeiten?
Jene kehren den Mechanismus um.
Jene, ob bewusst oder unbewusst, lassen andere für ihre Lebenszeit arbeiten.
Anders ist es in einem Schuld-Geld-System nicht zu denken.
Die Schuld der einen ist das Geld der anderen. Automatische Gesellschafts-Schere.
Je mehr man Jemanden in Schulden bringt, desto mehr Zeit hat man Selbst zur Verfügung.
Macht Geld Zeit ?
Schon.
Aber alles nicht so schlimm?
Harmonie, Gefühle, Erkenntnisse, Dankbarkeit – all Jenes lässt sich nicht monetär bemessen oder „Auszahlen“, es kann nicht als Mehrwert gekennzeichnet und abgeschöpft werden. Jene, die sich harte Kapitalisten schimpfen, verunglimpfen ihren eigenen Wesenskern und befördern damit unweigerlich ihre eigene Selbstaufgabe. Hin zu einem Akkumulator von Illusion. Kapital mag die Welt kaufen können aber es vermag kein Leben zu spenden, echtes Glück zu bringen oder die Welt lebenswerter zu gestalten. Das können nur Menschen.
Erwähnenswert zum Thema:
In Time (Film)
Der Film spielt in der Zukunft und beschreibt eine neue Form des weltweiten Wirtschaftssystems. Die Währungen wurden durch Lebenszeit ersetzt, die wie Geld verdient, ausgegeben, verschenkt oder gestohlen werden kann. In dieser Zukunft endet der Alterungsprozess eines jeden Menschen aufgrund einer Genmanipulation im Alter von 25 Jahren. Um eine Überbevölkerung der Erde zu vermeiden, bleibt danach eine restliche Lebenszeit von einem Jahr, die von einer implantierten Uhr auf dem Unterarm als Countdown angezeigt wird. Sobald diese Uhr abläuft, stirbt der Träger auf der Stelle. Zusätzliche Zeit kann durch Arbeit, Schenkung oder Diebstahl hinzugefügt werden. Die Reichen leben so gut wie ewig, während die Armen früh sterben. Die gesamte Welt wurde in Zeitzonen aufgeteilt, in denen die unterschiedlichen sozialen Schichten leben.
Unbedingte Empfehlung von Werner Onken zu Momo: https://www.sozialoekonomie.info/Weiterf%C3%BChrendes/weiterfuehrendes-3-werner-onken-die-oekonomische-botschaft-von-michael-endes-momo.html