Schaut man sich moderne Kunstwerke an, gehen diese selten in ihrer Anschauung auf, sondern präsentieren oft philosophisch verschlüsselte Konzepte. Keine Wahrheit und keine Kunst ohne geistige Vermittlung, die im Kunstwerk anwesend ist, nur durch Philosphie aber begreifbar werden kann.
Das KW als Vermittlung zwischen Sinnlichem und Geistigem
Bei Adorno findet die dialektische Versöhnung, wie bei Hegel,nicht mehr statt. Das Nicht-Identische hebt sich nicht im Identischen auf (gesellschaftlich ist diese Identität ja keine BEfreiung, sondern Zwang), sondern bleibt als Gegenkraft, das sich nicht fügt und fügen lässt, bestehen. Künstlerische Formarbeit bleibt immer auf gesellschaftliche Bedingungen bezogen, etwa auf die aktuellen Techniken. Adorno:“ Die durchgeformten Werke, die allein durch ihren Wahrheitsgehalt, ihr Geistiges verwirklichen, anstatt bloß es zu bedeuten (196). Die Wahrheit des Nicht-Identischen kommt also gerade in der Form, in der Autonomisierung zum Vorschein, wobei das KW immer Rätsel produziert, die es nicht auflöst.
Er versteht Kunst als die „gesellschaftliche Antithesis zur Gesellschaft“ (ÄT 19).
Der Begriff der Mimesis ist für Adornos Ästhetik von grundlegender Bedeutung. Wie Ruth Sonderegger betont, hebt Adorno an diesem Begriff weniger das Moment des Nachmachens als den Aspekt des Sich-gleich-Machens hervor; wichtig sei für ihn das Zusammenspiel von Konstruktion und Mimesis, das das gelungene Kunstwerk als eine harmonische Einheit erscheinen lasse.[9] (Wikipedia)
Utopie ist die Versöhnung von Mensch und Natur, in einem „Miteinander des Verschiedenen“.
Ein wiederkehrendes Thema ist der „Doppelcharakter der Kunst: der von Autonomie und fait social“ (ÄT 340). Als fait social ist ein Kunstwerk das Produkt gesellschaftlicher geistiger Arbeit und wird zur Ware, wo es doch in seiner Autonomie gleichzeitig den Warencharakter abstreift. Kunstwerke verkörpern nach Adorno das Gegenteil von Ideologie und Ware, sie stehen für Glücksversprechen und gesellschaftliche Utopie. Kunst lasse das sprechen, „was die Ideologie verbirgt“.[20] Das Kunstwerk sagt die Wahrheit über die Gesellschaft in einer anderen Sprache als die kritische Gesellschaftstheorie es im Medium des Begriffs tut.[21] Gesellschaftsbezogen ist für Adorno die Kunst nicht durch die Gestaltung gesellschaftlicher Phänomene, sondern durch die Formen und Mittel der Gestaltung.[22] Das heißt, der soziale Gehalt besteht zum einen darin, dass Gesellschaft und Klassenkämpfe auf die Werkstruktur einwirken, so dass Kunstwerke verstanden werden können als „die ihrer selbst unbewußte Geschichtsschreibung ihrer Epoche“ (ÄT 272); zum anderen wirken Kunstwerke auf die Gesellschaft zurück, nicht durch manifeste Stellungnahme, sondern durch ihre „immanente Bewegung gegen die Gesellschaft“ (ÄT 336).
Wiederholt zitiert er Stendhals Formel von der promesse du bonheur, für ihn eine auf die Utopie vordeutende Charakterisierung der Kunst (ÄT 461). Aber: „Kunst ist nicht nur der Statthalter einer besseren Praxis als der bis heute herrschenden, sondern ebenso Kritik von Praxis als der Herrschaft brutaler Selbsterhaltung“ (ÄT 26).
Authentische Kunstwerke seien „die ihrer selbst unbewußte Geschichtsschreibung ihrer Epoche“ (ÄT 272), wobei ihnen „der kritische Begriff der Gesellschaft […] inhärent“ sei. Nicht im manifesten Inhalt, sondern in der Struktur der Werke drückten „gesellschaftliche Kämpfe, Klassenverhältnisse“ sich ab (ÄT 350 u. 344).
Da die moderne Kunst keine verpflichtenden Normen für die künstlerische Gestaltung mehr kenne, müssen die Kunstwerke auf je singuläre Weise aus ihrem Material und ihrer Konstruktion eigene Regeln entwickeln und aus der ihnen eigentümlichen Logik ihre Maßstäbe etablieren.[23]