[Ökonomie/Philosophie/Kunst/Persönlich]
Seitdem das ökonomische Verständnis mit John Locke (1632-1704) eine radikale Kertwende erfahren hat, der die Ideee vom Vorrang der Natur – endgültig in ihr Gegenteil verkehrte, seitdem, herrscht Krieg im inneren und äußeren Verhätnis des Menschen zur Natur und zum Göttlichen (wir nehmen an, es gibt etwas Substanzielles, allem zu Grunde Liegendes, Lebendiges). Die ehemals als „lebendig“ vorgestelle Natur wird zu einer „unbestimmtes Idee“; ihre aktive Kraft sei für den Menschen nicht wahrnehmbar. Dadurch solle der Verstand aktiv eingreifen und es „richten“, – wodurch gelinde gesagt einseitiges, engstirniges, von Ganzheit getrenntes egozentrisches Verhalten vorprogrammiert ist. Die sich hieraus entwickelnde Wirtschaftsstruktur der Neuzeit, einmal aus dem Fenster geguckt, spricht für sich.
Heutige Ökonomie orientiert sich weder an einer natürlichen Ordnung noch an einer höheren ökonomischen Vernunft. Es scheint als würde sie aus sich selbst heraus, auf fühlbar unnatürliche Weise den Erwerb um des Erwerbs willen vorantreiben und somit das Spiel der Form – endloses materielles Anhäufen auf diesem Planeten Erde, als Mittelpunkt menschlichen Strebens festlegen wollen. Ohne den Blick für begrenzte Ressourcen und Uweltverschmutzung sowie Untergrabung unserer natürlichen Grundlage als Menschen einnehmen zu wollen. Mit Geld als Ware, verhält es sich ganz ähnlich. Geld wie wir es heute kennen und nutzen, als Übereinkunft, unendlichen Besitz zu rechtfertigen. Setzt natürliches „Sein“ nicht Selbstbegrenzung und dadurch maßvolles handeln voraus?
Inspiriert durch einen hervorragenden Artikel der Agroa 42, hier ein passender Auszug ( Ausgabe 02/19, S. 18):
Die Abschaffung immanenter Naturzwecke schlägt sich aber nicht nur in der Produktionstheorie, sondern ebenso auch in der Werttheorie nieder: Werte sind der Ausdruck dauerhaften Besitzes; die qua Arbeit erzeugten Güter sind als reine Konsumgüter noch ohne ökonomischen Wert, der sich erst durch den Austausch ergibt. Wert hat ein Gut nur im äußeren Sinne: indem es auf dem Markt gegen Geld abgeschätzt wird, einen Preis bekommt. Deshalb kann die Arbeit nur dann wertvoll sein, wenn sie ihre Resultate auf dem Markt, im Handel realisiert. (Quelle: Agora42)
Dinge sind ohne Wert, ohne innenwohnenden Wert, solange dieser nicht durch den Vergleich mit etwas anderem fetgelegt werden kann? Kommt einem das bekannt vor? Das Ego ist Spezialist für Vergleiche, für sich im Außen umsehen und bewerten. Es ist eine Verstandesoperation auf Grundlage eines Selbstbildes, welches wiederum im Verstand erzeugt wurde. Alles, was sich auf dieser Ebene und damit meine ich nur auf dieser Ebene abspielt, muss scheitern, da es dem menschlichen Kern entbehrt – wahren Bedürfnissen, die nur im Hinblick auf das Innere Wesen verstanden werden können. Ego-zen-trik, bezogen auf eine wirtschaftswissenschaftliche Betrachtungsweise, also nicht ein mal ansatzweise plural oder ganzheitlich, bedeutet den Verlust menschlicher Qualität – es bedeutet: Kapital-is(t)-muss, „there is no alternative“.
Und weiter: Die ökonomische Wertbestimmung orientiert sich nicht mehr, wie noch in der Scholastik, an der den Dingen innewohnenden Qualität, sondern allein am Preis. Dieser richtet sich nach Marktumständen, nicht aber nach der Natur der Dinge. Damit ist aber die Geld-„Natur“ durch gesellschaftliche Konvention definiert; die sozialvertragliche Institutionalisierung des Geldes wird zur neuen Rechtsnatur, die die Aufgaben der vormaligen Natürlichkeit einer Sache übernimmt. (Quelle: Agora42)
Geld als Bewertungsmaßstab, Preise als Bewertungsmaßstab für etwas, vernichtet die Natürlichkeit einer Sache – und ersetzt sie durch Kunst, etwas Künstliches. Kunst ist doch etwas schönes, etwas gutes möchte man meinen. Ja, – solange sie die inewohnende Substanz einer Sache wertschätzt und nicht, wie im Marktmechanismus ausgespart, mit Ignoranz straft. Ein Organ, welches ignoriert wird…ein Mensch, welcher ignoriert wird – wie fühlt sich das an?
Im Bezug der Lebensmittel könnte das zum Beispiel bedeuten, den Supermarkt zu meiden, so gut es geht und sich Food-Cooperations anzuschließen. In solchen Verbänden bezieht man regionale Lebensmittel als Gruppe, direkt vom Bio-Bauern. Handelsspannen werden ausgespart und echte Wertschätzung gegenüber dem Hersteller/dem Gärtner/dem Pflegedienst der Erde und ihrer Haut, gewinnt wieder an Boden 😉
PS: Ich glaube nicht, das es falsch ist, den Intellekt zu nutzen um „aktiv“ ins Geschehen der Natur einzugreifen. Was ich als falsch empfinde ist, etwas „richten“ zu wollen, in dem Sinne, dass man annimmt, sich über die Natur erheben zu können, sie knechten zu müssen. Was man damit erreicht ist sich höchstens ins eigene Fleisch zu schneiden. Das entspricht in spritueller Hinsicht der Überaktivierung der linken („männlichen“) Gehirnhälfte gegenüber der rechten („weiblichen“) Gehirnhälfte – es ist wohl nicht verwunderlich, dass feministische Bewegungen und Betrachtungsweisen an Fahrt aufnemen, die Zeit dafür ist da.
Harmonischer kommt mir vor, Natur als Lehrmeister zu akzeptieren und als Teil dieser Welt zu schätzen, in der alle Lebewesen miteinander verbunden sind. (Permakultur liefert hier einen interessanten Design-Vorschlag. Allein aus dieser Verbundenheit, die sich spühren und erkennen lässt, können im Grunde keine Allgemeinwohl-schädigenden Gedanken oder Verhaltensweisen entstehen. Was ist mit dem Menschen passiert? Und wer zu Geier hat an der Uhr gedreht?
Kunst ist eben erst künstlerisch ausgereift, wenn sie gleichzeitig in Verbundenheit mit dem Leben und Abgeschiedenheit der Welt geschieht.
Hi, danke für Deine Überlegungen.
Die Ware Geld gab es mal als Silber- oder Goldmünzen zu Zeiten von Marx. Heute ist Geld rein virtuell, sprich Warenersatz, fast ohne Arbeit und Ressourcenverbrauch, durch einen Buchungssatz von Geschaftsbank und solventem Kreditnehmer geschaffen.
Wert kommt von Bewerten und setzt immer einen Bewerter voraus, ein Subjekt, das ein Objekt bewertet.
In toter Materie existiert kein Wert, nur in lebenden Individuen, die laufend ihr Verhalten u. Handeln wählen müssen, da sie immer mehr als eine Verhaltens- u. Handlungsmöglichkeit haben.
Das Ganze existiert nur auf der Materie und Energieebene, alle Atome sind nebeneinander mit mehr oder weniger Luft dazwischen, inklusive unserem Körper.
Die Materieebene sagt mir nicht, ob ich jetzt besser mit Schreiben aufhöre, weil der Energieverbrauch die Natur, was auch immer damit genau gemeint ist, verbraucht, verschandelt, verschwendet etc. Die Natur ist nur die Existenz- u. Handlungsbasis, wählen, ertragen und veranworten muss ich die Wirkungen meiner Handlungen allein.
Dies spricht nicht dagegen die Umwelt möglichst wenig zu verändern, die begrenzten Ressourcen möglichst wenig zu verbrauchen. Es bedeutet nur, dass mir die Natur, die Materie- u. Energieebene, nicht die Wahl meines Verhaltens abnehmen kann. Wählen, Handeln, Bewirken und Verantworten kann mein Verhalten nur ich selbst, auch wenn der Wahlprozess häufig unbewusst.
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